Eva Pankok

Im Dienst und in der Liebe für das Werk ihres Vaters

Eva Pankok

Eva Pankok hat 30 Jahre lang das Museum im Dienst und in der Liebe zum Werk ihres Vaters geführt. Als authentische Zeitzeugin und mitteilsame Mitarbeiterin auch im Vorstand der Otto-Pankok-Gesellschaft bleibt sie uns allen, die wir sie selbst vor Ort kennengelernt und zum Teil über Jahre begleitet haben, in vertrauter Erinnerung.

Mit Ideenreichtum und profundem Einblick hat sie sich richtungsweisend, beratend, konzipierend eingebracht und auf allen Ausstellungen im Hause und extern das Werk überzeugend vertreten. Ihre eigene Kunst hat sie stets hinter die Erfüllung ihres Auftrags zurückgestellt. Umso mehr ist es uns ein Anliegen, Eva Pankoks Werk eine ihm gebührende Wertschätzung entgegenzubringen.

Die Malerin

Eva Pankoks Atelier ist die Natur. Dort steht sie im unmittelbaren Dialog mit ihrem Motiv. Sie malt nass in nass, was oft ein Ineinanderfließen mehrerer Farben bewirkt, hier expressiv dynamisch aufgetragen, dort vorsichtig einfühlsam. Das Nebeneinander vieler Farbnuancen – besonders der Farbe Grün, dem dominierenden Farbwert der Natur – wird deutlich.

"Eine Synthese aus Expressionismus und Impressionismus"

Da sie keinem vorgegebenen Anspruch, keinem künstlerischen Programm folgt, lässt sie sich stilistisch kaum einordnen, lässt aber die Aussage des Kulturphilosophen Max Picard gelten, der sagt: „Du bist eine Synthese aus Impressionismus und Expressionismus.“

Die von ihr gewählten Motive, ihre ungewöhnlichen Blickpunkte verraten, dass sich hinter dieser Malerei eine tiefe Liebe zur Natur verbirgt, eine Achtung vor ihrer wilden Unberührtheit, eine Bewunderung für ihre Schönheit im Werden und auch Vergehen. Die Orte und Dinge sind von ihr empfunden, sie haben eine Seele.

Pont Julien (Provence) - 1980 (Öl auf Leinwand)

Eva Pankok – Pont Julien (Provence) –
1980 (Öl auf Leinwand)

Eva Pankok - Mas de la Lecque
Eva Pankok – „Mas de la Lecque“

Humanitäres Elternhaus

Eva Pankok wächst heran im Schutz und in der Geborgenheit eines Elternhauses mit eindeutig humanitärer Orientierung. Vater wie Mutter sind aktive Streiter für die Freiheit des Einzelnen, für die Achtung der Menschenwürde. Vorbilder des humanitären Geistes bilden Beispiele für ihr Leben in schöpferischer Wachsamkeit, Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit. Sie teilen es mit vielen gleichgesinnten Freunden. Eva Pankok wächst in dieser Atmosphäre des praktizierten Humanismus auf, auch noch in einer Zeit, in dem das Zerstörerische und Menschenfeindliche um sich greift. Otto Pankok, der ständig auf der Suche nach Wahrheit ist, sieht wachen Auges das Böse auf den Menschen zurollen. Er ahnt und prophezeit: „Die Welt treibt höllenwärts.“ Aber diesem beginnenden Bösen setzen Hulda und Otto Pankok ihre aktive Verbundenheit mit den Vergessenen, Herabgesetzten, Bedrohten entgegen. In Bild und Wort klagen beide die ethischen, politischen und moralischen Schwächen des bedrohlichen Regimes an. Vertraut mit dem humanitären Gedankengut muss Eva fast noch als Kind erfahren, dass gerade dieses starke Widersacher findet. Sie durchlebt mit ihren Eltern Bedrohung, Flucht, Angst. Um so mehr werden für sie Solidarität, liebevolle Zuwendung und Zusammenhalt zu wahren Werten. Über allem aber steht das unantastbare Gefühl, das die Gemeinschaft in Liebe jeder zerstörerischen Macht trotzen kann.

"Die beiden letzen Maler"

Unmittelbar nach dem Krieg kann Eva Pankok ihren lang ersehnten Wunsch verwirklichen. Gemeinsam mit dem Vater malt sie am Höherweg die wenigen überlebenden Sinti, die dorthin zurückgekehrt sind oder sie ihn begleitet auf seinen Reisen durch Deutschland, lieber aber in den Süden Europas.

Zeitweise erwogene Gedanken an ein Kunststudium verwirft Eva Pankok letztlich, hat sie doch den Meister an ihrer Seite. Gemeinsam erspüren und gestalten sie im Bild die Reichtümer der Natur. Doch Otto Pankok erteilt kein Diktat, er gibt nicht vor, setzt keine Maßstäbe, fordert nicht, er fördert durch ein Vor- und Miteinander-Leben und -erleben. So kann Eva Pankok in Freiheit eine ganz eigene Fassung ihrer Kunst entwerfen. Sie entscheidet sich für die Landschaftsmalerei, er konzentriert sich ebenso auf den Menschen und das Tier, er arbeitet in Schwarz-Weiß, sie ist – wie er sagt – Farbe.

Aber beide bleiben in ihrer künstlerischen Darstellung gegenständlich, was ihn zu der Aussage veranlasst: „Wir sind die beiden letzten Maler“; es bedeutet, dass beide die neue Malerei ‚en vogue‘, die abstrakte Kunst ablehnen.

Eva Pankok - RIGO 1949 (Aquarell)

Eva Pankok – RIGO 1949 (Aquarell)

Eva Pankok - Lilien zu Pappas Geburtstag 1966 (Oel auf Leinwand)

Eva Pankok – „Lilien zu Pappas Geburtstag“ 1966 (Oel auf Leinwand)

Eva Pankok - Mich betrachtender Esel (Provence), 2000 (Oel auf Leinwand).jpg
Eva Pankok – „Mich betrachtender Esel“ (Provence), 2000 (Oel auf Leinwand)

Kleine Erinnerung
an einen Maltag

„Ich werfe ihr das grüngestreifte Sackkleid über, stülpe ihr den grünen Hut über ihr weißes Haar, sie schlüpft in ihre weißen Schuhe – fehlt noch die blaue Schürze. Ihre Malkeidung, die die Ur-Farben eigentlich nur noch ahnen lässt, ist – übersät mit unzähligen Farbklecksen – Zeuge einer langen Künstlergeschichte.

Im Schutz wilder Heckenrosen hat sie sich im äußersten Winkel ihres Gartens niedergelassen, zur Linken Palette und Pinsel, zur Rechten Farbtubenkiste auf steifem mit Pinselreiniger durchtränktem Leinen von zwei Maihockern. Sobald sie die Leinwand vor sich weiß, ist alles um sie herum vergessen. Ein Lächeln fliegt zu mir herüber, dann taucht sie ein in ihre Welt des provenzalisch blauen Himmels und ihrer unnachahmlichen Grünschattierungen.

Grün: beruhigend, ausgleichend, Grün: das Gemisch aus Blau und Gelb – den Lebensgefühlfarben der Provence, Sonne und Himmel in verbindendem Licht. Welcher Tiefe, welchem Geheimnis ist sie beim Schwelgen in diesen Farben auf der Spur?

Zu dieser Welt, ihrer Seele, gibt es keinen Zutritt. Sie verteilt Farben, mischt, kramt in ihrer Kiste. Sie knurrt. Es fehlt eine entscheidende Farbe. Endlich: Grüne Erde.

Ihr Motiv stimmt sie mild: Eine sich dahinschlängelnde Straße, Zypressen am Wegesrand, eine Wiese, im Hintergrund verflüchtigen sich Berge konturlos im Himmel. Die fast gestreckten Finger ihrer Linken skizzieren mit leichtem Pinselstrich. Sie entwirft, gestaltet, korrigiert wenig, verfeinert höchstens, nuanciert viel. 40 Grad im Schatten. Ihr Blick respektiert die Atmosphäre. Es ist der Blick für Natur in Farbe, für farbenfrohe Natürlichkeit, für in Farbe getunkte Wahrheit. Sie arbeitet ruhig und großzügig, eingehüllt in friedvolle Stille.

Die Hitze flimmert. Ich wage es: “ Etwas Wasser?“ „Brauch ich nicht.“ Sie malt; warum sie dabei auch Hände, Unterarme und Knie farbgleich zur Leinwand anpinselt, bleibt ungeklärt. Die Sonne sinkt. Sie sucht mit gerunzelter Stirn.

 

Eva Pankok - Eva malt 2013

Es fehlt der I-Punkt, das entscheidende kleine Etwas, das ein Bild erst leben lässt. Das Auge entdeckt die kleine rote Blume auf verbrannter Erde. Fertig.

Sie hebt die Augen und lächelt. Einmal ihr Werk beendet, denkt sie nicht mehr darüber nach. Es lebt sofort, unmittelbar in seiner Einzigkeit und Echtheit. Im Hause befreit sie Hände von Farbe und Seele vom Schauen. Sie setzt sich nieder und betrachtet ihr Werk – ein großer Pernod und eine Gauloise. Sie ist zufrieden.

(Auszug aus der Rede von Annette Burger zur Ausstellung im Gildehaus am 19.06.2005 zu Ehren des 80. Geburtstages von Eva Pankok)

 
Eva Pankok - Sintilager, Höher Weg in Düsseldorf - 1949 (Aquarell)

Eva Pankok – Sintilager, Höher Weg in Düsseldorf – 1949 (Aquarell)

Ev Pankok - Haus Esselt in Hünxe Drevenack 1959 (Öl auf Leinwand)

Eva Pankok „Haus Esselt – Garten mit Katze“ – 1987,
Öl auf Leinwand Biografie „Mein Leben“ / Droste-Verlag

Eva Pankok „Mandelbaum“

Die Hüterin

Nach dem Tod ihrer Mutter (1985) liegt die Leitung des Museums allein in den Händen ihrer Tochter Eva. Diese führt das Ethos der Eltern fraglos und auf selbstverständliche Weise fort. Mit unerschütterlichem Pflichtbewusstsein, gleichbleibender Zuverlässigkeit und Friedfertigkeit erfüllt sie bis an ihr Lebensende ihre umfangreiche Aufgabe.

Ohne Unterscheidung empfängt sie alle Gäste in ihrem einladenden, offenen Haus. Ihnen allen ist sie stets eine gute Zuhörerin, aber mehr noch eine große Erzählerin, so auch in ihren vielen Vorträgen und Reden und ganz besonders für junge Menschen. Diese lassen sich von ihren Geschichten einfangen, aber auch ermutigen, denn Eva Pankok informiert nicht nur über Otto Pankoks Kunst, sondern gibt auch seine Botschaften weiter. Sie regt Kinder und Jugendliche zum Nachdenken an, macht Mut, schöpferisch tätig zu sein und eigene Wege zu gehen.

Sie hat das Otto-Pankok-Museum zu einem Ort der Begegnung mit Kunst, Kultur und Geschichte für Jung und Alt inmitten einer sorgsam gestalteten Natur entwickelt.

Menschlichkeit

Wie ihre Eltern einst, so ist Eva Pankok auch eine aktive Streiterin für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber Einzelnen und Solidarität mit Benachteiligten der Gesellschaft sind tief in ihr verankert. Sie wehrt sich gegen politische, ethische und moralische Missstände der Zeit. Sie fordert auf, gegen gedankenloses Handeln, Werteverfall und Gewalt Stellung zu beziehen, denn: „Feigheit ist die größte Sünde,“ so ihre Worte.

Ganz besonders regt sie sich gegen die zunehmende Vergewaltigung der Natur auf. So ist sie auch mit ihren Bildern deren Anwältin, das Suchen nach Motiven von Unberührtheit und Ursprünglichkeit ein Appell, diese Orte durch den Geist der Verantwortung zu schützen und zu bewahren.

„Dies aber bleibt eine Aufgabe der Kunst, die Welt in ihrer Schönheit zu zeigen, die den Menschen verpflichtet, sie zu erhalten. Die Technik, eine zweckdienliche Einrichtung, ist lobenswert…, aber lieben können wir nur, was vom Paradies geblieben ist, was uns ohne unser Zutun geschenkt wurde, die herrliche Natur und die Tiere und Menschen darin, Eva Pankok öffnet uns hierfür die Augen.“

(Dr. Wolfgang Schröder im Vorwort zur „Gemäldeausstellung Eva Pankok“ anlässlich der Berliner Festwochen 1973)

Lebensdaten

Hineingeboren in ein Elternhaus, in dem Bild- und Wortkunst wie selbstverständlich viel Zeit und Raum des Alltags füllen, wächst Eva Pankok ganz natürlich, unbewusst in ihre Mission der Künslerin hinein. So verwundert es nicht, wenn sie in ihrer Autobiografie … von sich sagt: „Ich habe mein Leben lang gemalt. Es machte Spaß. Anfangs waren es Pillewürmer, dann Menschen Tiere, Sonne und Wolken – wie bei allen Kindern. Danach wurde alles bewusster“, und so entscheidet sie bereits mit 16 Jahren:

"Mein Beruf ist die Malerei."

(Auszug aus der Rede von Annette Burger am 19.06.2005 in der Andreaskirche in Düsseldorf anlässlich der Verleihung der Ey-Medaille an Eva Pankok zu ihrem 80. Geburtstag)

1925

14. Juli: Geburt in Düsseldorf

1936

Verfolgung der Eltern durch die Nazis; beide erhalten Berufsverbot

1938

Flucht der Familie nach Bokeloh (Emsland)

1940

Missglückter Emigrationsversuch der Familie in die Schweiz

1941

Rückkehr nach Bokeloh

1942

Übersiedlung nach Pesch (Eifel), Entschluss Malerin zu werden

1948

Rückkehr der Familie nach Düsseldorf

1948- 49

Malen im Zigeunerlager am Höherweg in Düsseldorf (mit dem Vater)

1950 - 53

Jährlich Malaufenthalte in der Provence (mit dem Vater und allein)

1954

Malaufenthalt mit der Familie
in Ohrid (Mazedonien)

1954 - 55

Malaufenthalt in Paris mit Hildegard Peters - Schülerin von Otto Pankok

1956

Malaufenthalt mit der Familie in Ulcinij (Montenegro)

1957

Malaufenthalt an der Schlei und der Ostsee

1958

Einzug der Familie in Haus Esselt in Hünxe-Drevenack am Niederrhein

1959 - 60

Künstlerisches Schaffen in Haus Esselt

1961 - 63

Malaufenthalte in der Provence und in Paris

1965

Malaufenthalt in der Vaucluse (Provence)

1966

Malaufenthalt in Melrand (Bretagne), letzte gemeinsame Reise mit dem Vater

1967 - 68

Errichtung des Otto-Pankok-Museums (gemeinsam mit der
Mutter), Gründung der Otto-Pankok-Gesellschaft

1969 - 71

Malaufenthalte in der Provence

1972

Malaufenthalt auf Korsika mit Fritzi Rosenwald

ab 1975

Jährlich Malaufenthalte in der Provence

1985

Tod der Mutter Hulda Pankok,
Übernahme der Direktion des Otto-Pankok-Museums

2007

Veröffentlichung der Autobiografie "Mein Leben"

2013

Entgegennahme der Ehrenurkunde und Medaille - posthum durch Yad Vashem verliehen an ihre Eltern als "Gerechte unter den Völkern"

2016

Tod von Eva Pankok am 16.02. in Wesel

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Öffnungszeiten Sommer (bis 06.10.2024)

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Mo, Di

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Öffnungszeiten Winter (ab 07.10.2024)

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