Hulda Pankok

Couragiert, liberal, menschlich!

Hulda Pankok

(1895 - 1985)

Am 20. Januar 1895 wird Hulda Pankok, geb. Droste, als sechstes Kind der Theaterkritikerin Julie Droste und des Lehrers (und freien Mitarbeiters einer Zeitung) Wilhelm Droste in Bochum geboren. Dort besucht sie die Höhere Töchterschule. Nach dem Abitur und dem Besuch einer Hauswirtschaftsschule macht sie eine Ausbildung zur Bibliothekarin in Essen, wo sie ihre erste Anstellung findet.

In ihrer Heimatstadt richtet sie in dieser Zeit eine Kinderbibliothek ein. Nach dem Krieg folgt für kurze Zeit ein Studium der Kunstgeschichte, Literarur und Philosophie in Jena und danach ihre Arbeit als Kulturjournalistin im Verlag ihres Bruders Heinrich Droste in Düsseldorf. In ihrer neuen Funktion lernt sie auch den Künstler Otto Pankok kennen, den sie 1921 heiratet.

Künstlerische Begegnungen

Kurz nach der Geburt ihrer Tochter Eva (1925) bezieht das Paar in der Brend’amourstraße in Düsseldorf-Oberkassel ihr neu erbautes Haus, das schon bald zu einem Zentrum künstlerischer Begegnungen wird. Hier treffen sich unter anderen die Lyrikerin Martha Saalfeld, der Grafiker Werner vom Scheidt, die Theaterleiterin Louise Dumont und ihr Partner Gustav Lindemann sowie das Künstlerehepaar Eulenberg, der Künstler Carl Lauterbach und die Bildhauerin Eva Brinkmann aus Wesel. Zu allen pflegen und bewahren die Pankoks – besonders aber Hulda – über längere Zeit ihre Freundschaften. Im Laufe der Jahre erweitert Hulda Pankok ihre journalistische Tätigkeit in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften und in unterschiedlichen Städten. Auch beim Westdeutschen Rundfunk wirkt sie als freie Mitarbeiterin. In dieser Funktion betreibt sie 1929 in Spanien ausgiebige Recherchen zu dem Künstler El Greco, aus denen zwölf Reportagen für den Rundfunk hervorgehen. Und überall, wo sie sich aufhält, knüpft sie oft lebenslang andauernde Freundschaften auf politischer, künstlerischer und literarischer Ebene.

"Der Mittag"

Bereits 1919 ist Hulda Pankok (damals noch Droste) dem Wunsch ihres älteren Bruders, dem Verleger Heinrich Droste, gefolgt und nach Düsseldorf gezogen, um in der von ihm gegründeten Düsseldorfer Zeitung „Der Mittag“ als Kulturjournalistin zu arbeiten.
Sie entwickelt die Kulturbeilage „Geistiges Leben“, in die sie in den Folgejahren eine Fülle von Buch- und Theaterbesprechungen sowie philosophische Essays einbringt, die ihre wertkonservative, liberale, menschliche Haltung spiegeln.

Gemeinsam

Bereits kurz nach ihrem Umzug nach Düsseldorf interessiert sie sich auch für die Kunstszene dieser Stadt und im Besonderen für die Situation der jungen Künstler. So lernt sie über die legendäre Johanna Ey und ihre Avantgard-Galerie, dem Tagungsort der Künstlervereinigung „Junges Rheinland“, dessen Mitglieder und so auch Otto Pankok kennen. Bereits 1921 sind sie überzeugt, ein Leben miteinander gehen zu wollen, denn sie sind sich sehr nah im Denken und Handeln, sie sind beide Streitende für den Frieden, für Gerechtigkeit, für die Achtung der Menschenwürde. Sie kämpfen gemeinsam für mehr Menschlichkeit. Ihre Kraft, das zu schaffen, war ihnen gegeben durch ihre tiefe Zuwendung zur Natur. In Wort und Werk haben sie beide ihre Botschaft der Humanität weiter gegeben, sie haben sie selbst gelebt und dafür gelitten.

Jahrbuch 2017 Kreis Wesel, Mercatorverlag

Hulda Pankok
Hulda und Otto Pankok

Hulda und Otto Pankok

Hulda Pankok

Hulda Pankok

Courage

Zu Beginn des Dritten Reichs weicht Hulda Pankok aus Vorsicht öfter auf historische Themen aus, bleibt aber weiterhin couragiert, besonders in Bezug auf Menschen- und Frauenrechtsfragen, wodurch sie sich ein Jahr nach Otto Pankok ebenfalls ein Berufsverbot einhandelt. Sie wagt es aber, noch eine Zeit lang unter einem Pseudonym schriftstellerisch tätig zu sein. Doch schließlich sieht sich die Familie gezwungen unterzutauchen. In dieser Zeit erweist sich Hulda als besonders aktiv und einfallsreich, um alle zu schützen, zu ernähren und Gefahren realistisch einzuschätzen. So wagt sie es während der Beherbergung des Künstlerehepaars Bartz in Pesch, den Bürgermeister der Gemeinde – obwohl der Partei angehörend – über ihre Situation aufzuklären und um Unterstützung durch Nahrungszuwendungen auch für ihre Freunde zu bitten. Dank seiner aktiven Hilfe können die Bartz mehrere Monate im Versteck der Pankoks bleiben.

Neue Horizonte

Nach ihrer Rückkehr nach Düsseldorf 1946 gründet Hulda Pankok einen eigenen Verlag, den Drei-Eulen-Verlag, um darin durch Neuauflagen klassischer deutscher Werke und Übersetzungen ausländischer Literatur nach der langen intellektuellen Leere in der Nazizeit dem ausgehungerten deutschen Lesepublikum neue Horizonte zu öffnen und verbotenen Schriftstellern wieder das Wort zu erteilen. Auch die im Verborgenen entstandenen Bilder verfemter Künstler holt sie mit Bildbänden und Mappen ans Licht. 1949 legt sie ihr kleines Unternehmen – bedingt durch Währungsreform und neue Interessen der Leserschaft – still, wird selbst aber als Schriftstellerin und Kritikerin umso aktiver. So wendet sie sich vehement gegen jegliche Form der Wiederaufrüstung, während Otto Pankok sich mit seinem Holzschnitt »Christus zerbricht das Gewehr« dagegen auflehnt.

1951 beteiligt sie sich an der Gründung der „Deutschen Frauenpartei“, deren Vorsitzende sie wird. Ab 1953 findet sie in der von Helene Wessel und Gustav Heinemann gegründeten Deutschen Volkspartei eine neue Heimat für ihr politisches Engagement. Auf Grund ihrer antifaschistischen Haltung wird sie als erste deutsche Vertreterin zu Beginn der 1950er Jahre offiziell von der Ministerin für soziale Angelegenheiten, Vida Tomşik, in das damalige Jugoslawien eingeladen. Diese hält sie für die Richtige, aktiv an der Aussöhnung zwischen den Ländern mitzuwirken. Nach einer ersten Begegnung folgen noch fünf weitere Reisen der Pankoks in dieses Land. Hulda Pankoks Buch „Jugoslawische Erlebnisse“ ist ebenso wie eine Vielzahl an Bildern von Otto und auch Eva Pankok Zeuge ihrer positiven, völkerverbindenden Reiseerlebnisse dorthin.

Jahrbuch 2017 Kreis Wesel, Mercatorverlag

Zukunft

Als Otto Pankok nach schwerer Krankheit 1966 stirbt, beginnt Hulda gemeinsam mit ihrer Tochter Eva sofort, die Erinnerung an ihren Mann uns sein Werk wachzuhalten. So kann schon zwei Jahre später im ehemaligen Wirtschaftsgebäude das Otto-Pankok-Museum eingeweiht werden, dessen Leitung sie dann fast 20 Jahre innehat. Den vielen Besuchern tritt sie stets offen gegenüber, vermittelt das Leben der Familie und das Werk Otto Pankoks authentisch und lebendig. Sie selbst erfreuen die kleinen Episoden, die sie aus ihrem Leben an der Seite Otto Pankoks erzählt. Eine Vielzahl an Ausstellungen im In- und Ausland initiiert sie, schafft Buchveröffentlichungen zu seinem Werk. Sie bereitet so auch das Vermächtnis ihrer Gemeinsamkeit vor, das heute überzeugt weitergetragen wird von Stiftung und Gesellschaft, wissend dass sie

nicht im Schatten ihres Mannes, sondern in seinem Licht

lebte, wie sie selbst sagte. Sie starb am 08. September 1985.

Auszüge aus dem Jahrbuch vom Kreis Wesel, 2017 : “Die Pankoks auf Haus Esselt“ von Annette Burger mit Katrin Reuscher und Wolfgang Matenaers.

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